Stehendes
Bild anlässlich
eines
Vortrages über
die Rast
der Heiligen
Katharina.

MTM Theater
Rothenburg

1934 meldete sich ein alter Mann, Franz Schmidli mit Namen, Gerichtsschreiber in Weggis. Er war 78 Jahre alt und stammte von der obern Schmiede in Rothenburg. Der wusste zu berichten, dass zur Zeit seines Grossvaters die Sage gegangen sei, wonach nicht lange vor der Schlacht bei Sempach eine berühmte Heilige mit grossem Gefolge den Rhein aufwärts gezogen sei. Als sie zur Rüeggeringer Kirche gekommen sei, habe ihr diese so wohl gefallen, dass sie mehrere Tage im Walde bei der Kirche gerastet habe. Die Rothenburger haben ihr grosse Ehrfurcht entgegengebracht und ihr nach ihrem Weggang im Walde ein Denkmal errichtet.

Pfarrer Birrer erinnerte sich an ein armseliges Helgenstöckli, das an der äusseren Ecke des St. Kathrinenwaldes an der Rüeggeringenstrasse stand: auf einer kleinen Erhöhung des Strassenrandes ein ausgehöhlter Sandstein, in der Nische ein Kruzifix, davor ein Eisengitter.

Pfarrer Birrer besuchte in jenen Tagen oft den 86-jährigen Jos. Leonz Brunner, der krank war. Dieser stammte aus einer angesehenen Bauernfamilie auf Hermolingen und war beim Volke beliebt und geachtet. Der Pfarrer fragte ihn, ober er wisse, was es mit dem Helgenstöckli am Kathrinenwald für eine Bewandtnis habe. Er sagte, es habe früher geheissen, die heilige Katharina habe einst dort im Walde gerastet.

Wenn etwas Wahres an der Sage ist, so kann nur gemeint sein, die hl. Katharina von Schweden, welches die Tochter der hl. Birgita war.

Die Geschichte erzählt: Die hl. Birgita (1303 - 71) zog anno 1346 nach Rom. Ihre Tochter, die hl. Katharina, das Vierte von acht Kindern, erst 18 Jahre alt, zog ihr nach im Jahre 1349, begleitete sie und war bei ihr bis zu ihrem Tode. Im Jahre 1373 führte sie die Reliquien ihrer Mutter nach Schweden und setzte sie im neuerrichteten Kloster zu Vadstena bei. Katharina wurde dort Äbtissin. Auf Wunsch der höchsten geistlichen und weltlichen Obrigkeiten zog sie im Jahre 1375 erneut nach Rom, um die Heiligsprechung ihrer Mutter zu betreiben. Im Jahre 1380 kehrte sie wieder nach Schweden zurück und starb im folgenden Jahre 1381 in Vadstena. Wenn die Heilige den Rhein aufwärts gekommen ist, kann man unmöglich glauben, dass ihr das Kirchlein von Rüeggeringen so sehr gefallen hat. Nachdem sie die herrlichen Dome am Rhein bewundert hatte, musste ihr das hiesige Heiligtum unbedeutend vorkommen. Ihre Rast in Rothenburg ist anders zu erklären. Als Äbtissin hatte sie zu ihrem Schutze wenigstens zwei Nonnen bei sich, adelige Herren für die weltlichen Geschäfte, wenigstens einen Priester, der mit seinem Latein den Verkehr ermöglichte mit den Behörden, Bediente - alle zu Pferde. Für die Fahrt über den See nach dem Reusstal brauchte sie alle Neuen, die in Luzern aufzutreiben waren, vielleicht auch Geleitbriefe für die Reise nach Mailand. Bis alles das in die Wege geleitet war, wartete die Heilige bei der Kirche von Rüeggeringen.

Für die Fahrt könnte in Betracht kommen die erste Romfahrt 1349 oder ihre zweite Romfahrt anno 1375. Es soll kurz vor der Schlacht bei Sempach gewesen sein. So wird wohl das zweite Datum wahrscheinlicher sein.

Zusammengestallt von H. R. Schürmann, Sommer 1990